30. Juli 2011

Wie man einen Umzug kostenlos aber nervenaufreibend bewerkstelligen kann


Also mache ich mich ans Schreiben: Wohnungskündigung, grüne Versicherungskarte der Kfz-Versicherung anfordern, Krankenkasse zur Auslandsversicherung befragen etc. – wer weiß, wo es mich hinführt, wenn ich nicht mehr an einen Ort gebunden bin?!
Nun steh´ ich damit aber gleich vor der nächsten Frage: was soll ich von der Wohnungseinrichtung einlagern und wo?
Ich entscheide mich, ein Angebot von einem Freund anzunehmen, meine Winter- und Lagersachen (Dinge, die ich in einer späteren Wohnung wieder gebrauchen könnte und meine Wintersachen) in einem seiner leer stehenden Gebäude unterzustellen und mache mich ans Sortieren. Kartons habe ich mir in den umliegenden Supermärkten (Bananenkisten) zusammengesammelt.
Sachen zum Einlagern in Kartons und beschriften, Sachen für den Flohmarkt in Kartons und beschriften, Sachen fürs Wohnmobil in Mobil räumen, restliche Sachen in Müllsäcke zum Wegwerfen. Vieles von dem Aussortierten ist mir zu schade für den Abfall und so nehme ich mir vor, das auf einem Flohmarkt anzubieten. Meine Reisekasse ist schließlich leer.
Nach einer Woche packen stelle ich entsetzt fest: das Sortieren nimmt überhand. Die Wohnung ist zum nächsten ersten gekündigt. Der Vermieter hatte dem zwar nicht ausdrücklich zugestimmt, aber eine Maklerin vermittelt, die sich um die Vermietung kümmert. Zwei Wohnungsbesichtigungen habe ich in dem Chaos des Einpackens bereits hinter mir und einer der Interessenten sucht zum nächsten Monat eine Handwerkerwohnung wie meine.
Nun bleibt mir nur noch eine Woche Zeit, die Wohnung zu räumen, weil mein Urlaub bereits ansteht und bis dahin auch noch die Wände geweißt werden müssen. Übrigens: knallrote und orange Wände und eine Wand mit einem unvollendeten „Malerkunstwerk“.
Das Sortieren bringt mich nicht weiter. Ich staune, was sich so in einem Jahr wieder in einer Wohnung ansammeln kann.
Halte ich mir nicht ein Hintertürchen offen, wenn ich die restlichen Sachen, die nicht im Wohnmobil mitgenommen werden, einlagere? Einmal für eine eventuelle spätere Wohnung und auch für meine vermaledeite Sammelleidenschaft?
Zwischen all den Dingen sitzend, die mich im letzten Jahr begleitet haben, mag ich sie plötzlich nicht mehr. Ja, meine Instrumente, die wichtigsten Bücher und Papiere und meine Winterklamotten, die werde ich einlagern. Das ergibt noch eine erkleckliche Anzahl an Kartons, die wegzuschleppen sind. Lebensmittel, Sommerkleidung, Nähzeug etc. und das wichtigste Werkzeug werden ins Mobil geräumt.
Es bleiben etliche Kartons übrig, die ich bereits für den Flohmarkt gepackt habe, etliche, die ich einlagern wollte und zusätzlich noch Möbel und Kleinkram.
Was will ich denn noch damit?
Sollte ich wirklich einmal wieder eine Wohnung haben wollen, mag ich mich nicht mehr mit diesem Krempel der Vergangenheit umgeben.
Ich nehme also Abschied, rufe einige Entrümpelungsunternehmen an und frage nach, ob die das alles innerhalb der nächsten Tage entsorgen können.
Kaum eine Chance, fast alle wollen nicht ohne Aufgeld entsorgen. Eine Räumungs- und Antiquitätenfirma allerdings kommt, schaut sich die verwertbaren Dinge und die zu entsorgenden Sachen an und sagt zu. Die antiken Küchen-, Bücher- und Kleiderschränke, der große Globus und viel Kleinkram wie alte Fotoapparate, Sauerkrautsteinguttöpfe, Nähmaschine und eine Schlachtbank aus Urgroßmutters Zeiten, die mir als Wohnzimmertisch diente, scheinen dem Begutachter einiges wert zu sein. Prima!
Als ich meinen Freund benachrichtige, dass ich die nächsten Tage komme, um meine Kartons ins Lager zu bringen, will er die komplette Einrichtung nicht einfach einem Räumungsunternehmen überlassen. Sein Verein könnte alle Sachen gut gebrauchen.
Also disponiere ich um, sage dem Räumungsunternehmen ab und mein Bekannter will sich um Helfer kümmern, die die komplette restliche Wohnungseinrichtung in sein Lager schaffen.
Ich bin mit Sortieren, Wegwerfen und Einräumen beschäftigt. Zwischendurch nähe ich schnell noch die Vorhänge für´s Wohnmobil fertig, baue mir zwei Regale ein und kürze meine Mobilmatratze. Und stehe kurz vor einem Kollaps, weil ich jedes Mal, wenn mein Blick auf die Uhr fällt, Panikattacken bekomme. Das schaffe ich doch nie!
Nur noch wenige Tage und es ist sooo viel zu tun! Packen, packen, packen.
Nur noch drei Tage…  und ich sehe den Gerümpelberg kaum kleiner werden; dabei ist das Mobil schon fertig eingeräumt und es stehen mehr als 60 Kartons in der Wohnung und verstellen mir überall den Weg. Wenn ich nicht über die Kartons stolpere, fall ich über die Katze. Äh, da war doch noch etwas…? Ah ja, Katze hat noch gar keinen Impfausweis, soll aber mit auf Reisen gehen.
Im Net finde ich eine Tierärztin in der Nähe und sie versichert mir, dass es nicht mehr als 55,- € ausmachen würde, Katze einen Chip zu verpassen und alle notwendigen Impfungen vorzunehmen. Das finde ich äußerst günstig und so mache ich mich daran Katze zu suchen.
Miez, miez! Auf dem Weg in den Hinterhof kommt sie mir entgegen, willig lässt sie sich in den Transportbehälter stecken und mauzt gar nicht auf der Fahrt zur Ärztin. Ist eine gute Reisekatze.
Vor zwei Jahren habe ich sie schon einmal mitgenommen in den Harz. Sie hatte zwei Tage vorher sieben Junge bekommen und so brachte ich es nicht über´s Herz, sie mit ihren Kleinen daheim zu lassen. Sie wäre als Dorfkatze und Freigänger gewiss in der Lage gewesen, sie alleine zu versorgen, aber ich traute meinen damaligen dummen Nachbarn nicht über den Weg, die ihren Hund immer in meinen Schuppen ließen, in dem Katze ihr Babylager aufgeschlagen hatte.
So nahm ich alle acht mit. Das war lustig!
Bei ihrem ersten Ausflug nahm ich Katze noch an eine Leine mit kleinem Bauchgeschirr. Das störte sie aber extrem beim Herumstromern und so ließ ich sie frei laufen und richtete meinen Fahrrhythmus nach den Laufzeiten der Katze. Hat gut geklappt. Sie hielt sich immer in der Nähe auf und kam stets schnell zurück zu ihren Kleinen. Die entwickelten sich sehr gut während der Fahrt. Nur eines war jedoch von Anfang an sehr schwach und starb dann nach drei Tagen. Aber alle anderen sieben Katzen brachte ich heil wieder nach Hause.

Das Wartezimmer der Tierärztin ist Gott sei Dank noch leer. Nicht auszumalen, was Katze anstellt, wenn sie Hunde wittert.
Dank dem besagten Nachbarhund kann sie jene dieser Art überhaupt nicht mehr leiden. Kommt ihr einer zu nahe, springt sie fauchend und spuckend mit ausgefahrenen Krallen zwei Meter weit direkt auf seinen Kopf und… naja, ich konnte diesen rasanten Spielchen noch nie direkt folgen. Das schafft mein Auge einfach nicht. Ich sehe nach einem solchem Angriff stets nur den jaulenden Hund mit eingezogenem Schwanz flüchten.
Als sich einmal vier Waschbären vor der Hintertür an unseren
Komposteimer verirrten, sprang sie ohne Vorwarnung direkt in die Meute der erschreckten Bärchen und schlug sie alle laut fauchend in die Flucht. Ihr Fauchen war allerdings in dem Gejaule und kläglichen Schreien der Waschbären kaum auszumachen.

Und prompt tauchen zwei Hunde im Wartezimmer auf. Liebe, folgsame Hunde, die sich brav neben ihr Herrchen setzen. Nicht so meine Katze! Kaum wittert sie die Hunde, muss ich den Deckel der Transportbox zuhalten, damit sie ihn nicht aufdrückt und die Hunde massakriert. Dabei würde ihr das kaum einer zutrauen, so schmächtig und schmal wie sie ist.
Zum Glück werden wir aufgerufen und so kann sie sich wieder beruhigen. 
Bei der Tierärztin gibt Katze keinen Muks von sich, obwohl sie zwei Impfspritzen und eine besonders dicke für den Chip bekommt. Nur mir tritt der Schweiß auf die Stirn, als ich den Preis genannt bekomme: 97,- Euro! Ok, was soll ich machen? Das muss sein.
Nun hat Katze also einen eigenen Ausweis und ist froh, daheim wieder aus ihrem engen Gefängnis zu dürfen.
Nun steht noch neben dem Packen eine gründliche Innenreinigung im Wohnmobil an. Nächste Woche soll es einen Tag vor Reisebeginn zur Wohnmobilwerkstatt wegen der Pumpen; Wasser- und Toilettenpumpe. Da kann ich unmöglich mit einer Toilette hin, die die letzten Wochen keinen Lappen gesehen hat, auch wenn sie monatelang unbenutzt ist. Und die Tage nach dem Umzug muss ich für die Renovierung der Wohnung nutzen.
Wo reinigt man sein Mobil, wenn man im ersten Stock eines Mehrfamilienhauses direkt an einer viel befahrenen Straße wohnt, an der absolutes Parkverbot besteht?
Wie schön, dass meine Schwester gerade verreist ist und ich Zugang zu ihrem Kleingarten in Berlin habe. Dort sind alle nötigen Anschlüsse: Strom, Frischwasser und Entsorgungstoilette. Klasse!
Neben Putzlappen und Reinigungsmittel schleppe ich den großen Staubsauger ins Wohnmobil und fahre in die Hauptstadt.
Eigentlich ist der Weg zum Garten lediglich ein Fußgängerweg mit anliegendem Radweg. Aber da ich dort schon einmal einen Tankwagen hab stehen sehen, fahre ich mit dem Mobil auf diesem Weg direkt vor die Gartentür. Bin gespannt, ob ich die 100 Meter Weg wieder heil rückwärts herauskomme. Neben dem Weg fließt ein Graben, da heißt es nachher Obacht geben.
Bei 35 Grad Celsius in der prallen Sonne ist die Reinigung eines Wohnmobils wirklich eine schweißtreibende Angelegenheit! Zudem regen sich natürlich einige Passanten auf, dass ich mitten auf dem Gehweg stehe mit dem „Dicken“.
Ja, ihr habt ja recht, aber auf dem Grünstreifen nebenan zu gehen ist ja nun auch kein großer Umweg. Habe doch nun mal keine andere Möglichkeit. Brav entschuldige ich mich bei den Leuten, sie ziehen murrend weiter, lassen mich aber unbehelligt.
So sauge, schrubbe und wische ich drei Stunden im und am Mobil.
Bis ein Passant auftaucht, der sich nicht so leicht abwimmeln lässt: ob ich wohl wüsste, dass dies hier ein Fußgängerweg sei? Ja, steht ja vorne auf dem Schild. Ob ich wohl wüsste, dass ein Kfz laut Straßenverkehrsordnung nichts auf einem Fußweg zu suchen hätte? Ja, das ist mir bekannt. Ob ich wohl sofort von dem Fußweg runterfahren würde? Jahaa, ich bin gleich weg, packe noch schnell ein paar Sachen ein und würde dann weg sein. Ob mir wohl bewusst wäre, dass er, wenn er nun nicht in Zivil unterwegs wäre, sondern in Uniform, gaaanz anders handeln würde? Ja (Bulle), das glaube ich gern, bin ja gleich weg.
Boah, Polizisten in Zivil sind sooo… blöd drauf, wenn sie denn ihren Mund aufmachen. Und sie werden immer einen Grund finden, ihren Mund aufzumachen, um allen zu verkünden, dass sie ja eigentlich Polizist und nicht Zivilist sind. Wichtig, wichtig!
Gut, dass ich nun schnell fertig werde und wieder fahren kann. Geht wunderbar den Weg rückwärts wieder raus, lande nicht im Nordgraben und auch als ich gar nichts sehen kann an der Straße und mich langsam rückwärts hinaustaste, wird angehalten, um mich rückwärts auf die Straße zu lassen. Klasse, so kenne ich mein Berlin. Danke! Vielleicht hab ich ja auch einen Bonus bei den Berlinern, weil ich ja mit Brandenburger Kennzeichen fahre. Die Berliner schimpfen zwar schnell mal und regen sich über zu langsame Fahrer auf, aber Auswärtigen wird so manche kleine Verkehrssünde dann noch verziehen.
Vielleicht flößt mein „Dicker“ ja auch soviel Respekt ein, dass PKWs mir deshalb lieber sicherheitshalber die Vorfahrt lassen. Sollte in einem solchen Fall allerdings ein BVG-Doppeldecker anrollen, hätte ich wohl Pech gehabt. Die halten nie und ums Verrecken nicht an! BVG-Busfahrer betrachten die Straße als ihr Eigentum, weichen nie aus und drängeln sich noch an der schmalsten Straße neben einem Mobil durch. Die müssen bestimmt einen Kamikazefahrkurs vorher absolvieren, bevor sie auf die Berliner losgelassen werden.

Noch einen Tag! Morgen soll die Wohnung geräumt werden und ich stehe mitten in dem Chaos und weiß nicht, wie ich das schaffen soll.
Überall liegen Kleinigkeiten herum, die ich mir beiseite gelegt habe zum Sortieren. Diese Schrauben nehme ich mit ins Mobil, diese Unterlagen müssen ins Lager, diese Lampen, Spiegel und Regale will der Verein… Ich dreh gleich durch!
Ach, da ist ja das Tagebuch meiner Tochter! Nein, meines, also ihres, von mir geschrieben, von ihrer Geburt bis zum 3. Lebensjahr. Ach, ist das süüüß! Die ersten Fotos; ihr rosa Plastikarmband mit ihrem Namen, das sie in der Klinik um ihr kleines Handgelenk bekam, damit man sie nicht verwechselt; ihre ersten Schühchen; ihr erster Zahn, ihr erster Armbruch. Ach ja, das waren schöne Zeiten mit ihr. Sie war so ein tolles neugieriges kleines Mädchen. Nur ihr Vater, der war nicht so toll. Nicht mehr dran denken. Zugeklappt und weiter eingepackt!
So, nun komme ich kaum noch durch die Kartonstapel und… habe keine Kartons mehr! Aber noch sooo Vieles einzupacken. Mist!
Fahre schnell noch mal die Supermärkte in der Umgebung ab und sammele wirklich noch zwölf Kartons ein. Prima!
Eine Freundin ruft an und fragt, ob sie nicht die Verpflegung für die Umzugshelfer morgen übernehmen sollte. Ich könnt´ sie knutschen. Für´s Kochen der Suppe hätt´ ich wahrscheinlich morgen früh gegen 4 Uhr Zeit gefunden. Na klar! So bleibt mir noch etwas mehr Zeit die Kartonstapel anwachsen zu lassen.
Und wenn ich nun schon Telefonpause mache, fällt mir doch gleich ein, dass ich mir noch die Haare schneiden wollte. Würde schon komisch wirken, wenn ich das erst morgen mitten zwischen den schleppenden Umzugshelfern machen würde.
Jedes Frühjahr habe ich meine Haare auf 1 cm gestutzt. Sehr zum Staunen mancher Mitmenschen. Manche halten mich nun für rechtsradikal (bin ich mitnichten – im Gegenteil!), andere schauen mich sehr mitleidig an, scheinbar nehmen sie an, dass ich eine Chemo hinter mir habe. Andere, wie meine Mutter, betrachten meinen Kurzhaarschnitt sehr verächtlich. Nach ihrer Meinung frage ich lieber nicht, ihr Blick genügt mir. Umso mehr grinse ich, wenn sie versucht, meinen Igel geflissentlich zu übersehen.
Seit Monaten verfluche ich meine Haare. Nur ca. 8 cm lang und glatt wie´n Strich kann man nichts mit ihnen anfangen, sehen einfach scheiße aus. Und bei der Länge muss ich sie nun auch jeden Morgen waschen und einigermaßen in Form bringen. Nur weil meine Familie mich mahnt, sie endlich lang wachsen zu lassen. Nee, nun ist Sommer und ich habe keine Lust mehr auf den Quatsch.
Gut, dass ich das Bad noch nicht ausgeräumt habe.
Mein Rasierer liegt bereit, mit der Schere schneide ich die langen Zotteln vor, dann mit dem Rasierer hinterher, 5 mm. Jetzt fühl ich mich wieder wohl. Endlich keine Mühe mehr mit den Haaren. Außer der Entsorgung des Haarbergs vom Boden. Noch schnell unter die Dusche und, schon mal im Bad, räume ich es gleich aus.
Boah, was sich da so alles ansammelt. Die Medikamente, die ich zwar verschrieben bekam, aber nie eingenommen hab, wandern als erstes in den Müll. Und wozu stehen hier drei Flaschen Badeöl, vier  Dosen Creme, vier Tuben Zahncreme, ganz zu schweigen von den zahlreichen Parfümflakons? Nee, ich nehme mir von jedem eines fürs Mobil und schiebe den kompletten Rest in die Mülltüte. Und die fünf Bürsten und Kämme brauche ich ja nun auch nicht mehr.
Das ist doch eine sehr befreiende Aktion. Das sollte man alle drei Monate wiederholen. Bis man begriffen hat, dass man nicht alles doppelt kaufen muss und dadurch immens Geld spart. Durch die Enge im Mobil wird das automatisch folgen, prima.
Los, weiter in der Küche. Oh Göttin, wann habe ich das das letzte Mal benutzt? Was ist das? Ach, du meine Güte: ein Fleischthermometer! Habe ich noch nie benutzt. Und das? So ein Haltedings für einen Zuckerhut für die Sylvesterfeuerzangenbowle. Ja, klar, die habe ich das letzte Mal vor sechs Jahren gemacht. Weg damit! Zwölf Moccatassen inklusive Untertassen benötige ich auch nicht wirklich. Genauso die dreißig  Teller, die neben denen stehen, die ich jeden Tag benutze. Weg damit! Ich suche mir nur noch heraus, was ich mit ins Mobil nehme und den gesamten Rest packe ich für den Verein ein.
Radikal werfe ich alle Kleinigkeiten, außer den wichtigsten Unterlagen, in Müllsäcke, um sie später zu entsorgen; packe noch die letzten Sachen fürs Mobil in den großen Wäschekorb, klaube die letzten Kleidungsstücke zusammen und sortiere bis weit nach Mitternacht alles andere in Kartons für den Verein. Bin fix und fertig!

Am nächsten Morgen steh ich bereits wieder zwischen den Kartons und Möbeln und schraube die ersten Möbel auseinander. Am frühen Nachmittag will der Freund mit seinen Umzugshelfern kommen. Das erscheint mir angesichts der vollen Drei-Zimmer-Wohnung zwar etwas spät, aber gut, zur Not werden wir eben bis spät abends schleppen müssen.
Gegen 14 Uhr ruft er allerdings an und verschiebt die Aktion auf den späten Nachmittag. Als er dann gegen 15.30 Uhr mit drei jungen Männern mit sehr langen Gesichtern und ganz offensichtlich sehr missmutig eintrifft, schwant mir nichts Gutes.
Ich frage ihn, ob denn wohl noch Helfer nachkämen und als er das verneint und erklärt, dass diese drei eigentlich Gäste auf seinem Grundstück seien, die dort künstlerisch tätig wären, sich aber nach seinem Bitten bereit erklärt haben „einige Sachen“ für seinen Verein mitzutragen, kann ich mir den Ärger der drei Jungs sehr gut erklären. Stehen hier doch nicht nur „einige Sachen“ für den Umzug bereit, sondern ein kompletter Haushalt!
Was soll ich tun? Die nächsten drei Tage muß ich renovieren, in drei Tagen will ich verreisen, danach im Mobil wohnen, ich habe keine Zeit! Er aber versichert mir, dass das schon klappen würde, ich solle mal ganz relaxed sein.
Also schleppe ich, was das Zeug hält. Die Freundin mit der Suppe für alle kommt und hilft. Als dem Freund gewahr wird, dass dieser Umzug heute nicht zu schaffen ist, beordert er alle zum Möbelschleppen, damit wir das Schwerste zuerst und auf jeden Fall mit Hilfe der jungen Männer wegschaffen können. In mein Mobil stapel ich Kisten bis unter´s Dach, in den gemieteten Hänger kommen die Möbel.
Nach dem Ausladen auf seinem Grundstück machen sich die jungen Männer sofort von dannen, um wenigstens noch die letzten Sonnenstrahlen für ihre Kunstaktion nutzen zu können.
Inzwischen mache ich die Suppe im Wohnmobil warm und sitze dann mit meiner Freundin alleine vor dem großen Topf, weil die jungen Männer das Weite gesucht haben und der Freund plötzlich auch nicht mehr auffindbar ist.
Ich bin fix und fertig! Es wird in einer Stunde dunkel sein, es ist spät, ich bin müde und ich will, verdammt noch mal, endlich fertig werden!
Nachdem wir unsere Suppe gegessen haben, trudelt auch der Freund wieder ein. Ja, er könne heute nicht mehr mitkommen, um tragen zu helfen, er müsse ja nun als Ansprechpartner für die Künstler auf seinem Grundstück bleiben, aber einen Teller Suppe würde er jetzt gerne noch mit uns essen.
Entweder gucke ich noch nicht blöd genug oder er übergeht systematisch die Befindlichkeiten anderer, aber er setzt noch einen drauf, indem er klarstellt, dass morgen für einen Umzug auch ganz schlecht sei, da hätte er ebenfalls Publikum auf dem Grundstück, ob ich das wohl mit meiner Freundin morgen allein hinkriegen würde. Ich schaue sprachlos meine Freundin an, packe wortlos mein Geschirr weg, während er seine Suppe löffelt, und verabschiede mich dann gemeinsam mit der Freundin.
Ich kann es nicht fassen! Der lässt mich sitzen! Der lässt mich allen Ernstes mit dem Umzug hängen! Ich muß in drei Tagen aus der Wohnung sein! Dieser Idiot!
Meine Freundin tröstet mich, sie würde kommen und mir helfen, soviel sie kann. Das ist überaus lieb von ihr, macht mich aber, nachdem ich sie nach Hause gebracht habe, noch wütender. Der lässt ja damit nicht nur mich hängen, sondern nimmt auch noch meine Freundin an seiner Stelle in die Pflicht! Hat der sie eigentlich noch alle?! Ich könnte schreien vor Wut! Der Antiquitätenhändler hätte mir die komplette Wohnung bis zum Nachmittag leer geräumt. Und nun sehe ich keine Möglichkeit mehr, die Wohnung pünktlich fertig renoviert übergeben zu können. Bin fix und fertig und in der Nacht mache ich kaum ein Auge zu!
Am nächsten Vormittag bin ich mit meiner Freundin bereits wieder am Schleppen. Nachmittags erreichen wir voll beladen das Vereinsgrundstück… und kochen uns erst einmal ein Mittagessen im Wagen, weil der Herr „Freund“ wieder einmal zu beschäftigt ist, um uns ausladen zu helfen.
Letzte Nacht habe ich mich damit abfinden müssen, die Wohnung nicht nach Plan fertig renovieren zu können. OK, dann werde ich mir aber den Umzug nicht allein an die Backe kleben lassen, dann hat der “Herr“ gefälligst mitzuhelfen. Also schmausen wir in aller Ruhe unser Mahl, und während meiner Verdauungszigarette taucht der „Freund“ dann endlich auf. Ich kann gerade noch meine sonst so ausgeprägte Gastfreundschaft zurückhalten und lade ihn diesmal nicht zum Essen ein, sondern fordere ihn beim Wegräumen des Geschirrs auf, uns nun beim Ausladen zu helfen. Auch danach stelle ich ihn vor vollendete Tatsachen, indem ich ihm erläutere, dass noch etliche schwere Umzugssachen auf seine Mithilfe warten, die ich mit meiner Freundin nicht alleine schleppen kann. Das scheint ihm nicht zu schmecken, ein Essen wäre ihm wohl lieber gewesen. Aber nicht mit mir!
Abends schließt er endlich sein Grundstück ab und wir machen uns gemeinsam auf den Weg, den Rest aus der Wohnung zu holen.
Während meine Freundin und ich schleppen, fummelt der „Freund“ an dem einen Regal, schraubt an dem anderen, nimmt dort eine Halterung von der Wand und hier einen Haken. Und traut sich allen Ernstes, während meine Freundin mal eine Verschnaufpause macht, mich beiseite zu nehmen, um mir zuzuraunen, wie fleißig ich doch sei und wie überaus bedächtig die Tätigkeit meiner Freundin vorangehen würde. Würde ich ihn nicht einfach stehen lassen, um mir den nächsten Karton zu schnappen, würde ich ihm eine runterhauen!
Nachts um 22 Uhr nehme ich mir die Geschirrspülmaschine vor, drehe die Wasseranschlüsse ab, klebe sie auf der Maschine fest und er steht neben mir und labert mich voll. Es reicht mir und ich brabbel vor lauter Frust vor mich hin, dass ich mir was Besseres vorstellen kann, als nachts in meiner Küche nach zwei Tagen immer noch mit dem Umzug beschäftigt zu sein.
Da keift er mich plötzlich an, dass ich mal relaxed sein soll, nur unter dieser Bedingung hätte er diesen Umzug mit mir vereinbart. Relaxed!
Aber nun platzt mir der Kragen: ich werd´ ihm was von wegen relaxed! Alle Welt soll nach seiner Pfeife tanzen und dabei auch noch relaxed bleiben!
Nach einem heftigen Wortwechsel trage ich mit ihm missmutig den Geschirrspüler die Treppe runter und bis Mitternacht haben wir fast die gesamte Wohnung leer.
Als er wieder mit seiner relaxed-Tour anfängt, setze ich ihn kurzerhand vor die Tür. Es reicht! Mit der Mahnung mir in einer halben Stunde Zugang zu seinem Grundstück zu ermöglichen, um den vollen Hänger dort abstellen zu können, ansonsten würde ich sein Tor einfahren, lasse ich ihn zum nächsten Taxistand gehen. Und wirklich: eine halbe Stunde später steht er am offenen Tor seines Grundstücks, um den Hänger in Empfang zu nehmen. Und am nächsten Tag, als ich wiederkomme, um den Hänger zum Verleiher zurückzubringen, ist der bereits leer geräumt. Na, geht doch!

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