29. Juli 2011

Wie man sich auf den Urlaub in Ungarn freuen kann


Einen Tag vor dem Urlaub fahre ich noch in die Wohnmobilwerkstatt in Berlin, um die Wasserpumpen prüfen zu lassen. Katze bleibt in der alten Wohnung, damit sie in der Werkstatt nicht wegläuft.
Bei solchen Gelegenheiten wird mir immer wieder schmerzlich bewusst, wie wenig ich von Elektrik und Motoren im Allgemeinen verstehe. Aber so ist das „im Westen“ in den 80ern gewesen: Mächen hatten in Männerberufen nüscht zu suchen! Tischlerin oder Kfz-Mechanikerin war nicht drin für mich. Dafür wollte mir die Arbeitvermittlerin ´ne Ausbildung zur Fleischerin vermitteln. Nee, danke!
Aber ein kleiner Trost fährt mit: ein Gutschein der Werkstatt vom letzten Geburtstag, den ich nun einlösen kann. Ich fahre bereits einen Abend vorher los und stelle mich vor die Werkstatt zum Schlafen, um am nächsten Morgen pünktlich zum Termin um 8 Uhr da zu sein. En Mann zum Anbeißen empfängt mich fröhlich und stellt eine Liste der zu erledigenden Dinge zusammen. Am Nachmittag soll ich wiederkommen. Der Typ verwirrt mich und ich bin mir nicht sicher, ob ich alle wichtigen Dinge wirklich nenne. Das ist in letzter Zeit so ungewöhnlich mal netten, lachenden, nicht nur aus Höflichkeit lächelnden Menschen zu begegnen. Er flößt mir Vertrauen ein, der wird das schon richtig einschätzen und sich um alle relevanten Dinge kümmern, da bin ich mir sicher. Wahrscheinlich hält der mich für völlig bescheuert, wie ich da mit großen Augen etwas fahrig vor ihm rumtanze und alles aufzähle, was mir einfällt. Egal - ich freue mich über die nette Begegnung und laufe rüber zur Wohnung meiner Tochter und verbringe mit ihr einen Tag mit Einkaufen und Kaffeeklatsch.
Nachmittags sehe ich den Dicken schon im Hof der Werkstatt stehen. Der Typ begrüßt mich grinsend: „Ah, die Besitzerin der Villa Kunterbunt!“ Sein Kollege lugt aus der Werkstatt und lacht. Hier sind scheinbar alle so gut drauf. Der Nette zeigt mir alles, was er repariert hat, Frischwasserpumpe ausgetauscht, Toilettenwasserpumpe wieder instand gesetzt und noch einige Kleinigkeiten, die ich ihm gar nicht genannt hatte. Zudem hat er meine geteilte Mobiltür zusammen verschraubt, weil die Halterung, die beide Teile zusammenhält, beim Öffnen der kompletten Tür schon nach wenigen Wochen den Geist aufgegeben hatte und ich immer Ober- und Untertür kompliziert gleichzeitig öffnen und schließen musste. Klasse der Mann, der denkt mit. Geschieht einem ja eher selten. Hatte ich ihn doch richtig eingeschätzt. Ich drücke ihm einen Zehner in die Hand als ich mich bei ihm für seine gute Arbeit bedanke und er schickt mich in den Laden, um die Werkstattrechnung zu begleichen, die ziemlich moderat ausfällt.
Da suche ich mir gleich noch die wichtigsten Sachen für unterwegs, die noch fehlen, im Laden aus. Nur ein Gepäcknetz bekomme ich leider nicht, schade. Das hätte ich gut unter der Wagendecke befestigen können, um mehr Stauraum zu schaffen. Aber kein Wunder: es ist Hochsaison, der Laden ist rappelvoll. War ja ein Glück, dass ich noch so kurzfristig einen Termin in der Werkstatt bekommen habe. Die trotz der stressigen Situation sehr nette Verkäuferin erzählt mir, dass sie dafür ihren Urlaub im Winter in Indien verbringen wird. Ich schaue wohl etwas neidisch, sie verabschiedet sich grinsend.
Auch weißes Sika ist nicht mehr zu haben; muß ich halt das letzte Schwarze nehmen. Sieht zwar nicht sehr schick aus, so schwarze Markierungen auf dem hellen Mobil herumzufahren, aber mich stören sie nicht. Im Gegenteil, je weniger neu und gepflegt das Mobil aussieht, desto weniger Einbruchgefahr besteht auch unterwegs. Deswegen hat es auch noch nie eine Wäsche von mir bekommen. Nur der Werkstattfritze bei Kozchessa hat es vor der TÜV-Besichtigung einmal abgespritzt. Ein sauberes Auto scheint hier in Deutschland immer noch ein Beweis eines sicheren Autos darzustellen. Wie bescheuert! Als wenn die Sauberkeit Sicherheit gewährleisten würde?!
Da fällt mir auch wieder ein, dass ich bei dieser TÜV-Werkstatt ja noch einmal vorbeifahren müsste, um die Rechnung zu besprechen. Ok, nach dem Urlaub. Ich rufe also dort an und lasse dem Chef ausrichten, dass ich nach dem Urlaub vorbeikäme, um die Rechnung und die seit dem Werkstattaufenthalt aufgetretenen Mängel mit ihm zu besprechen.
Abends fahre ich zur alten Wohnung und schlafe dort auf dem Parkplatz, damit ich am nächsten Morgen noch einmal eine warme Dusche genießen und Katze wieder mitnehmen kann.

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