25. Juli 2011

Wie man Bekanntschaft mit „ungarischen Büffeln“ machen kann


Am nächsten Tag ist es wieder genauso diesig wie der Tag davor begonnen hatte. So machen wir uns auf den Weg zum kleinen Balaton. Natürlich bemerkt Mutter während des Nieselregens unterwegs: „Da hinten ist es aber schon wieder schön.“ Sie sollte auch für diesmal recht behalten.
Vorsorglich habe ich im Mobil immer meine Angelausrüstung dabei. Ich angel für mein Leben gerne. Zwar mit sehr mäßigem Erfolg, aber trotzdem gerne. Vielleicht bietet sich ja heut eine Gelegenheit dazu.
Muttern lotst uns also an den kleinen Balaton und kaum sehen wir das Wasser schimmern, bevölkern Angler rechts und links von der Straße die Gegend. Na, so was!
Wir fahren ein Stück um den See herum, um zu einer von Mutter angepriesenen Stelle zu gelangen, an der man auf Aussichtstürmen über den See schauen kann. Diese Stelle wird auch von anderen angepriesen, z.B. von den großen Schildern und der Parkplatzwächterin, die uns die Parkgebühr abnimmt und „letztes Mal ganz bestimmt noch nicht dagewesen ist.“ (O-Ton Mutter). Paßt schon, wollen halt auch leben, die Ungarn.
An den typischen zwei, drei Marktständen vorbei führt der Weg über eine Holzbrücke in ein Naturschutzgebiet am See. Ein Wanderweg führt um den See herum, auf Tafeln werden Flora und Fauna erklärt (auch in deutsch). Auf dem Uferweg machen wir bald einen Angler am Ufer aus, der wohl etwas professioneller an seine Arbeit geht als wir. Macht nichts, Enkel soll auch seinen Spaß haben. Also werden unsere beiden Ruten herausgeholt, Mais aufgesteckt und an der freien Nachbarbucht ausgeworfen. Nachdem ich einige Male werfen übe klappt das dann auch. Etwas neidisch schaue ich dem Profi-Angler nebenan zu, wie er einen dicken Fisch nach dem anderen aus dem See holt. Der hat allerdings auch professionelles Gerät: an seiner sehr viel größeren Angel hängen gar mehrere Hakenschnüre und ein sehr viel größeres Gewicht, so dass er die Angel sehr weit in den See hinauswerfen kann. Er benutzt Brot als Köder, das er faustgroß ins Wasser tunkt und dann zu einem Ball an seine Angel zusammenpresst.
Der Erfolg sei ihm gegönnt. Der versteht sein Handwerk und ich freue mich für ihn.
Muttern sitzt derweil auf einer Banke und strickt. Enkel hat auch Freude am See, matscht, buddelt, angelt mit Stöckchen bis wir weiterspazieren zum nächsten Aussichtsturm. Der steht leider nicht mehr, zu baufällig gewesen.
Wir machen uns auf den Rückweg und fahren noch im Büffelreservat vorbei.
Geht es nur mir so, dass ich bei dem Wort an weite Flächen denke, auf denen die Büffelherden mehr oder weniger in Freiheit leben (also geschützt vor der Außenwelt)? Oder erlieg ich da den Vorstellungen, die man mit den Weiten der Prärie in Amerika assoziiert? Ich bin gespannt.
Natürlich bezahlen wir auch hier Eintritt, finden aber auch einen Parkplatz vor, auf dem der Dicke ohne größere Schwierigkeiten stehen kann.
Büffel: ja, nein, ich weiß nicht; Reservat: nein!
Das Gelände ist wohl eher mit einem großen Bauernhof zu vergleichen, auf dem man auch die Wiesen den Besuchern zugänglich macht. An den Wegen laufen Ziegen und zwei Esel stehen auf der Wiese angebunden. Ein Rundweg führt durch die Büffelwiesen, auf denen die Büffel stehen wie bei uns die Kühe. Die Büffel sehen aus wie die mir bekannten Longhornrinder, nur mit längerem Zottelhaar bekleidet. Büffel sehen für mich eigentlich anders aus. Ich muß mal in Erfahrung bringen, ob das wirklich wörtlich „Büffelreservat“ heißt oder Mutter die Viecher hier nur so nennt, weil sie sich so Büffel vorstellt. Und „Reservat“, nun, eine Riesenwiese mit angrenzendem Wald kann Muttern ja auch schon als Reservat erscheinen.
Auf dem Rundweg muß man einmal über eine kleine Metallbrücke über einem Graben. Unverständlicherweise ist hier kein Zaun zur Wiese der Büffel am Ausgang der Brücke, sondern erst ca. 6 Meter weiter ein kleines Tor. Als wir an der Brücke ankommen, stehen bereits mehrere Leute gedrängt darauf. Neben der Brücke steht ein weißer Bulle (also ein Büffel!). Trauen die sich da nicht vorbei? Ich geh die Treppe rauf und will hinten wieder runter, als mich ein kleines Gewusel ankläfft, einige Hopser neben der Brücke macht und rasch hinter dem schützenden Zaun verschwindet als daraufhin der Bulle seinen Kopf mit den langen Hörnern senkt und ein paar Schritte auf ihn und somit auch auf uns auf der Brücke zu macht. Äh, der wird doch nicht…? Wäre er weiter hinten stehen geblieben, wär ich einfach rübergegangen, aber so dicht ist mir der Bulle nicht mehr geheuer nachdem er von der kleinen Trethupe so aufgeregt wurde. Wem gehört denn dieser vorlaute Köter? Kann den nicht mal jemand zur Ordnung rufen?
Schon kommt ein Mitarbeiter angelaufen, wirft die Arme in die Höhe, ruft „Kusch!“ und geht wieder von dannen. Als der Bulle ihn kommen sieht, macht er schon auf dem Absatz kehrt und läuft schwerfällig zu seiner Herde zurück. Na bitte, so einfach ist das in Zukunft; alles Schisser wir.

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